Presse und Service
Presse und Service | Foto: A. Zelck / DRKS

Erste Hilfe: Aus Perspektive eines Rettungssanitäters

Reihe „Erste Hilfe“ – Teil 2: 5 Fragen an Markus Schinköth

Markus Schinköth ist beim DRK-Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald e.V. Experte im Bereich der Ersten Hilfe. Er ist Rettungssanitäter und macht als Ausbilder andere Menschen in Erste Hilfe-Kursen fit für den Notfall. Daneben ist er auch als ehrenamtlicher Kursleiter im Rahmen des Projektes „Schule & DRK“ unterwegs und trainiert dort die Jüngsten im Bereich Erste Hilfe. Wir haben uns mit ihm über seine Erfahrungen ausgetauscht.

Was ist der häufigste Notfall, zu dem gerufen wird?
Das ist ganz unterschiedlich und hängt auch stark von der jeweiligen Jahreszeit ab. Im Sommer sind es der Herzinfarkt, Grillunfälle, Beschwerden aufgrund der Hitze oder ein Sonnenbrand. Im Winter haben wir häufig Einsätze bei Kindern, die sich am Wasserkocher verbrüht haben oder etwas verschluckt haben. Und im Frühling treten Herzinfarkt und Schlaganfall vermehrt auf. Einmal sagte ein Kollege zu mir ‚Heute ist Herzinfarkt-Wetter.‘ Und tatsächlich, an diesem Tag hatten wir drei solcher Einsätze. Mit der Zeit bekommt man da schon so ein Gespür für.

Oftmals ist bestimmt jemand vor Ort und hat Erste Hilfe geleistet. Wie fit sind die Ersthelfer darin?
Das habe ich schon ganz unterschiedlich erlebt. Neulich habe ich eine junge Frau wiedergetroffen, die bei mir einen Erste Hilfe-Kurs absolviert hat. Sie ist vor kurzem auf einen Unfall zugekommen und konnte mit ihrem Wissen sehr gut helfen. Sie war echt fit darin. Das freut mich natürlich als ihr Ausbilder.
Aber wir erleben es auch sehr oft, dass die Ersthelfer überfordert sind. Da ist der letzte Erste Hilfe-Kurs dann auch schon mal 20 Jahre her. Oft ist denjenigen dann nicht ganz klar, was im nächsten Schritt zu tun ist. Und die Rettungskette ist immer die gleiche: Absichern, Helfen und Rettungsdienst alarmieren. Wenn mehrere Helfer vor Ort sind, braucht man eine Person, die den Ton angibt. Ich denke immer, das ist wie im Orchester. Da braucht man auch jemanden, der dirigiert.

Gibt es auch Probleme, wenn Menschen Erste Hilfe leisten?
Das größte Problem ist die Angst der Ersthelfer. Sie haben Angst, etwas falsch zu machen und sehr großen Respekt vor der Situation. Ich sage aber auch immer in meinen Kursen: Man kann nichts falsch machen, solange man überhaupt hilft. Hauptsache man tut irgendetwas. Man sollte versuchen, ruhig zu bleiben. Ich weiß, das ist leichter gesagt, als getan. Aber bevor man loslegt, kann man einfach einmal kurz tief durchatmen. Das mache ich auch selbst als Rettungssanitäter, wenn ich zu einem Notfall gerufen werde.
Oft werde ich auch in Kursen gefragt, welche Krankheiten man sich beim Helfen holen kann. Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering. Aber es ist natürlich eine berechtigte Frage und der Selbstschutz darf nicht vergessen werden. Zunächst muss die Unfallstelle ausreichend abgesichert werden und man sollte sich, wenn Zeit ist, zum Beispiel Handschuhe anziehen.

 

 

Gibt es ein paar wichtige Tipps zur Sicherheit im Alltag und Vermeidung von Unfällen?
Es gibt schon ein paar grundlegende Dinge, die man beachten sollte. Mit kleinen Kindern im Haus sollen Wasserkocher und Elektrogeräte nicht in Reichweite sein. Steckdosen müssen abgesichert werden, usw. Aber Unfälle passieren nun einmal und dann sollte man Ruhe bewahren und entscheiden, ob und in welcher Form man Hilfe benötigt. Würde man mit den Beschwerden normalerweise zum Hausarzt gehen, aber der Unfall ist außerhalb der Sprechzeiten passiert? Dann erfährt man beim ärztlichen Bereitschaftsdienst unter 116117, an welchen Arzt man sich wenden kann. Benötigt man selbst oder jemand anders dringend Hilfe, wird der Notruf unter 112 abgesetzt und der Rettungsdienst alarmiert.

 



Was willst du Ersthelfern noch mit auf den Weg geben?
Wenn die Erste Hilfe-Situation beendet ist, sollte man noch einmal darüber nachdenken und verinnerlichen, dass man gerade einem Menschen geholfen und ihm vielleicht sogar das Leben gerettet hat. Der Gedanke hilft, sich mit der erlebten Situation wohl zu fühlen. Es bringt nichts, zu fragen, was man hätte tun und anders machen können. Man hat geholfen und das ist die Hauptsache.

 

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