Presse und Service
Presse und Service | Foto: A. Zelck / DRKS

Unser DRK-Kreisverband bildet 14 Wasserretter aus.

Die Teilnehmer schlossen den dreitägigen Lehrgang mit einer Prüfung erfolgreich ab.

In Mecklenburg-Vorpommern gibt es seit dem vergangenen Wochenende 12 Wasserretter mehr, zwei weitere in Berlin – ausgebildet wurden alle 14 Retter und Retterinnen auf der Insel Usedom. Der DRK-Kreisverband Ostvorpommern-Greifswald e.V. richtete diese Spezialausbildung als erster Verband in Mecklenburg-Vorpommern aus – ein Lehrgang unter Einsatzbedingungen.

05:20 Uhr Sonnabendmorgen! Alarm! Das Szenario: Ein an Demenz erkrankter Rentner wird vermisst, wurde zuletzt in der Nähe des Wolgastsees in Korswandt gesehen. Für die angehenden Wasserretter ist Schnelligkeit gefordert. „Man muss davon ausgehen, dass der Patient die ganze Nacht im Wald verbracht hat und bereits stark unterkühlt ist“, erklärt Ausbilder Willem Elgeti. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich der Mann verlaufen habe und in den See gefallen sei. Deshalb zählt jede Sekunde: Rein in die Persönliche Schutzausrüstung (PSA), den Neoprenanzug anziehen, Prallschutzweste darüber, Helm, Taschenlampe und los. Von der Rettungsschwimmerunterkunft Heringsdorf ging es dann per Einsatzfahrzeug zum Wolgastsee. Aufgabe für die Teilnehmer: In zwei Gruppen den Uferbereich des Sees absuchen, den Waldbereich, Schilfzonen und die Wege – in weniger als 15 Minuten war der Patient (eine präparierte Puppe) gefunden und konnte „abtransportiert“ werden.

Bevor es danach zum Training an den Strand ging, standen Themen wie Bootsunfälle, Hitze- und Kälteschäden, Vermisstensuche im Wasser, Sinn und Zweck der PSA auf dem theoretischen Lehrgangsprogramm. Daneben wurden verschiedene Knoten, die Reanimation und Blutdruckmessen aufgefrischt. Außerdem mussten die Teilnehmer lernen, in drei Minuten ihre Ausrüstung anzulegen.

Eine Herausforderung stellte für alle angehenden Wasserretter das Training im Wasser dar. Ob Rescueboard, Kajakrettung, Sicherung mit der Leine oder die Spineboardrettung. Geübt wurde zudem das Schwimmen von der Seebrücke in voller Ausrüstung, Ein- und Aussteigen auf das beziehungsweise vom Motorboot. Motiviert und mit vollem Körpereinsatz stellten sich die Retter jeder Trainingseinheit. „Wasserretter sind Rettungskräfte, die zusätzlich zu ihrer Ausbildung als Rettungsschwimmer auf den Einsatz in besonderen Gefahrenlagen speziell vorbereitet werden“, betont Bernd Klischke, Landesleiter Ausbildung. „Sie kommen beispielsweise an Buhnen und an Seebrücken zum Einsatz, aber auch bei speziellen Gefahrenlagen, wie Hochwasser, ebenso bei Bootsunfällen aber auch bei der Suche von vermissten Personen im Wasser.“ So können Wasserretter mit ihrer speziellen Schutzausrüstung länger im Wasser bleiben und arbeiten. Das zeigten die 14 Teilnehmer dann auch bei ihrer erfolgreichen Suche nach einem kleinen Verkehrskegel, den die Helfer zuvor im Wasser versenkt hatten.

Höhepunkt des Lehrgangs war am Ende die „Nachtübung“. Szenario: Eine junge Frau war im Dunkeln ins Wasser baden gegangen und nicht wieder gesehen worden. Der Alarm wurde gegen 21 Uhr ausgelöst. Das Besondere an dieser Übung: Im Wasser war eine echte Person, eine Helferin, die speziell abgesichert wurde. In der Unterkunft ging dann alles ganz schnell. Die Teilnehmer sprangen in Höchstgeschwindigkeit in ihre PSA, nahmen Sanitätsrucksack und Spineboard mit und liefen an den Strand. Auf Anweisung des Einsatzleiters suchten die Teilnehmer in zwei Gruppen, die einen am Strand, die anderen im Wasser. Am Strand wurden dann Handtuch, Rucksack, Schuhe und T-Shirt gefunden, ein Zeichen, dass die Person von hier aus ins Wasser gegangen sein könnte. Die Helfer reagierten entsprechend, suchten nun gezielt und fanden die junge Frau – nicht ansprechbar im Wasser treibend. Vorsichtig wurde die Person mit dem Spineboard aus dem Wasser geholt. Unterdessen wurden ein Hubschrauber, Polizei und Rettungsdienst nachgefordert, mehrere Teilnehmer mussten mit Knicklichtern, mit denen alle Retter ausgerüstet waren, einen Landeplatz einrichten. Daneben hatten es die Retter am Strand mit Schaulustigen und Störern zu tun: „Eine Situation, die die Teilnehmer super in den Griff bekamen“, freut sich Ausbilder Mike Laun, der die Teilnehmer von der Wasserseite beobachtete und absicherte. „Die jungen Leute haben gute Arbeit geleistet.“

Insgesamt dauerte der Lehrgang Wasserretter drei Tage und wurde mit einer Prüfung von allen Teilnehmern erfolgreich absolviert. Die jungen Retter kommen aus Greifswald, Anklam,  von der Mecklenburgischen Seenplatte, aus Berlin und von der Insel Usedom.

Ein Bericht von Anke Radlof.

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