Presse und Service
Presse und Service | Foto: A. Zelck / DRKS

25 Jahre „Haus Umkehr“ – eine Einrichtung voller Geschichte feiert Geburtstag.

Ein buntes Keramikmuster im Flur, ein großer Baum mit Zeitungsartikeln über die Einrichtung oder eine Holz-Windmühle im Garten – für Einrichtungsleiter Harry Grundmann erzählen sie alle eine Geschichte und erinnern ihn an besondere Momente, engagierte Menschen oder bewegende Schicksale. Davon gibt es in der Einrichtung, die in einem traditionsreichen Gutshaus mit alten Balken und verwinkelten Gängen zu Hause ist, eine Menge. Das 12-köpfige Team kümmert sich hier um Menschen, die unter jahrzehntelangem Alkoholmissbrauch und erheblichen Persönlichkeitsstörungen, psychischen und geistigen Defiziten leiden und es nicht schaffen, selbständig zu leben. Im Haus Umkehr des DRK-Kreisverbandes Ostvorpommern-Greifswald e.V. bekommen sie die Möglichkeit, ihre persönlichen Probleme zu erkennen, zu lösen und die Ruhe zu finden, ihr Leben zu ordnen, um später einen Neuanfang zu wagen. „312 Menschen haben wir seit der Eröffnung betreut. Ein bis zwei Personen pro Jahr finden im Schnitt den Weg in ein normales Leben zurück“, sagt Harry Grundmann. Die anderen bestreiten hier mit der notwendigen Unterstützung über viele Jahre ihr Leben oder wechseln gesundheitsbedingt ins Pflegeheim. „Für mich sind und waren viele Schicksale der Bewohner einschneidend, zum Beispiel die Zustände in der Häuslichkeit, biografische Stationen wie eine schlechte Kindheit oder Gewalt, aber auch die positiven Entwicklungen und die Dankbarkeit, weil sie von uns hier nicht abgewertet werden“, sagt eine Mitarbeiterin. Die nicht ganz einfache Aufgabe für die Mitarbeiter lautet: Helfen, aber Distanz wahren. „Das bekommen alle sehr gut hin, auch weil wir viel darüber reden“, sagt Harry Grundmann.

„Viele unserer Klienten haben das Gefühl, von der Gesellschaft vergessen worden zu sein. Bei uns finden sie Hilfe und Unterstützung, stoßen mit ihren Sorgen auf offene Ohren. Sie wissen, sie können jederzeit zu uns kommen. Dafür sind die Bewohner sehr dankbar“, sagt der Leiter. Die Mitarbeiter geben Hilfestellungen, machen Angebote und geben den Tagen und dem Leben der Bewohner eine Struktur. „Donnerstags haben wir eine Gesprächsrunde, in der wir für jeden Einzelnen den Plan für die nächste Woche besprechen. Freitags werden die Pläne ausgehändigt und in der kommenden Woche umgesetzt. Auf dem Plan stehen Einkaufen, Wäsche waschen, Kochen und Backen, Spiel- und Sportangebote, Ergotherapie, Gartenarbeit, Holzarbeiten, die Tiergruppe - je nach Interessen der einzelnen Bewohner“, sagt Harry Grundmann. „Es kann ein Rhythmus gestaltet werden, der auf Routine und Gewohnheit beruht, der für Menschen mit Behinderungen und anderen Defiziten überaus wichtig ist. Wir haben aber auch viele Freiheiten, unseren Arbeitstag individuell zu planen. Dadurch können wir auch kurzfristig agieren, Tagespläne umstellen und neu justieren – so dass trotz fester Strukturen, kein Tag dem anderen gleicht“, sagt eine Mitarbeiterin. „Die Bewohner, die mobil sind, gehen gerne auch mal zum Strand herunter“, ergänzt der Leiter.

In 25 Jahren hat sich viel verändert. Das Haus hat sich weiterentwickelt, in den Jahren nach der Gründung sind neue Therapie- und Büroräume entstanden. Auch die Außenanlagen mit dem großen Garten und dem Tierhof nahmen immer weiter Formen an. 2004 wurde die Außengruppe in Klein Ernsthof eröffnet. Die Mitarbeiter mussten zudem mehrfach auf neue rechtliche Rahmenbedingungen reagieren und konzeptionelle Anpassungen vornehmen – zuletzt Anfang des Jahres. „Wir sprechen hier jetzt von einer ‚besonderen Wohnform‘, nicht mehr von einer sozialtherapeutischen Einrichtung. Die damit verbundenen Änderungen sind ein nicht ganz einfacher Prozess, den wir allerdings auch als Chance sehen, etwas Neues, Besonderes zu machen“, sagt ein Mitarbeiter. In dem Zuge wurde unter anderem die Form der Planung umgestellt, die Bewohner haben mehr Raum für Individualität und Selbständigkeit. Die einzelnen Betreuer haben sich weiter spezialisiert, um sich noch besser auf die Bedürfnisse ihrer Schützlinge einzustellen.

Doch vieles ist auch gleich geblieben. „Unsere Einrichtung zeichnet sich dadurch aus, dass fast alle Mitarbeiter langjährig hier arbeiten. Ich finde, das ist ein Zeichen für ein gutes Arbeitsklima. Wir alle arbeiten Hand in Hand, jeder hilft jedem und jeder kann Aufgaben des anderen übernehmen, falls Bedarf besteht. Das ist für alle eine Selbstverständlichkeit, die nicht vieler Worte bedarf. Schön finde ich, dass wir nicht nur miteinander arbeiten, sondern auch viel miteinander lachen“, sagt eine Mitarbeiterin. Die Mitarbeiter des Hauses haben die Einrichtung zu dem gemacht, was sie heute ist, nicht zu vergessen Jörg Hamann. Der ehemalige Leiter und Begründer der Einrichtung verabschiedete sich Anfang 2020 in den Ruhestand. Gemeinsam wünscht sich das Team, auch künftig noch vielen Menschen helfen zu können.

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